Polen von Süd nach Nord
Verfasst von am am 10.01.2018 um 16:12.
Zwischen Kirchen und Storchennestern, entlang von Seen und vorbei an großen Städten führte unsere Reise durch Polen von Süd nach Nord.
Nach Polen gelangten wir über die Hohe Tatra. “Gleich hinter den Berggipfeln liegt Polen”, sagte ich navigierend, bevor wir auf slowakischer Seite des Gebirges losfuhren. Der Grenzübergang würde inmitten der Gebirgskette liegen und wir malten uns ein idyllisches kleines Örtchen mit kaltem, klarem Bach und hübschen Häuschen aus. Aber: wir mussten früh die Erfahrung machen, dass es ohnehin immer anders kommt als man denkt.
Der Berg ruft
Die zu erwartenden Serpentinen machten die Fahrt weniger beschwerlich als die Tatsache, dass die Wanderlust der Polen ausgebrochen war. An einem katholischen Feiertag über einen Berg nach Polen einzureisen schien uns plötzlich keine gute Idee gewesen zu sein. Die ohnehin engen Straßen waren gesäumt mit Autos aus denen Rucksäcke, Wanderstöcke, Hunde und Kinderwägen mit den dazugehörenden kleinen Passagieren ausgepackt wurden.
Unser Navi schickte uns noch dazu ein paar extra Runden durch kleine Dörfer die entlang der Wanderrouten lagen und deren Einwohnerzahl sich an diesem Tag verdoppelt zu haben schien, aber wir hatten Zeit und sahen die sich abspielenden Szenen mit Humor. Weniger amüsant fanden wir allerdings den kilometerlangen Stau, in den wir an diesem Feiertag noch gerieten.
Kleine Dörfer, große Kirchen
Unsere weitere Reise durch Polen führte uns vorbei an den großen namhaften Städten. Bewusst vermieden wir Autobahnen und passierten stattdessen kleine Dörfer, deren Erscheinungsbild sich stets zu wiederholen schien: Strommasten mit Storchennestern, Friedhöfe mit allzu bunten Plastikblumen auf den Gräbern und natürlich die obligatorische Kirche im Zentrum.
Auf dem Weg durch die spätsommerliche Landschaft Polens fielen uns die vielen geschmückten und gepflegten Kreuze, Marienstatuen und kleine Kapellen am Straßenrand auf. Polen - kein Land für Atheisten.
In Mittelpolen endete unsere wettermäßige Glückssträhne und wir saßen zwei Tage lang auf einem kleinen, privat geführten Campingplatz den nicht enden wollenden Regen aus. An der Masurischen Seenplatte angekommen besserte sich das Wetter wieder, allerdings wurden wir auch von Mosquitos erwartet und überschwänglicher begrüßt als uns lieb war.
Geschichtsstunde in Polen
Polen hat aber mehr zu bieten als Kirchen, einheimisches Bier (unser Favorit: Zywiec) und die unwiderstehlichen, landestypischen “Pierogi” mit Krautsalat - bei einem Besuch in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und den Ruinen des ehemaligen Führerhauptquartiers “Wolfsschanze”, Schauplatz des Attentats auf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg, erhält man eine eingehende Geschichtsstunde.
Im Gegensatz zur überfüllten Straße bei der Einreise, sind wir nach acht Tagen auf einem beinahe autofreien Weg wieder aus Polen ausgereist. Mit dem Überschreiten der Grenze zu Litauen hatten wir das Tor ins Baltikum passiert, auf das wir uns besonders freuten.