Auf der Adriastraße entlang der kroatischen Küste
Verfasst von am am 13.06.2018 um 18:33.
Die kurvenreiche, streckenweise enge und vor allem stark befahrene Küstenstraße “Jadranska Magistrale” führte uns von der Halbinsel Istrien im Norden bis nach Dalmatien im Süden Kroatiens.
Dass unsere Route ostwärts entlang der kroatischen Küste führen würde, hatten wir schon in einem sehr frühen Planungsstadium festgelegt. Die “Jadranska Magistrala” schlängelt sich entlang des Adria und ist wegen der schönen Ausblicke auf das Meer bekannt, aber auch wegen der erhöhten Unfallgefahr ein wenig berüchtigt. Das schreckte uns allerdings nicht ab, immer im Hinterkopf behaltend, dass uns wohl noch ganz andere Straßen auf unserer Reise erwarten würden und eine europäische Küstenstraße wohl kein Problem für unseren G darstellt. Wir sollten Recht behalten.
Auf die Fähre, fertig, los?
Nach unserer ersten Nacht in Kroatien, die wir an einem hübschen Strand in der Nähe von Rovinj verbrachten, entschieden wir uns, den Weg abzukürzen. Statt die Kvarner Bucht auf vier Rädern entlang zu fahren, wollten wir sie mit zwei Fährfahrten überqueren.
Vom Festland ging es daher mit einer Fähre erstmal auf die Insel Cres. Die bergige Insel, gepickt mit Steinmauern und von Wind gepeitschten Olivenbäumen war von überraschend melancholischer Schönheit. Das düstere Wetter tat sein Übriges, trotzdem genossen wir die Fahrt auf dieser einsam und ursprünglich wirkenden Insel. Über eine unscheinbare Brücke erreichten wir die Nachbarinsel Losinj und das eigentliche Ziel: den Hafen, von wo aus uns eine Autofähre nach Zadar bringen sollte.
Als wir uns mit dem Auto in der Warteschlange zum Boarding anstellten, lief die Fähre gerade im Hafen ein. Wie froh waren wir, es rechtzeitig über die Serpentinen der Insel geschafft zu haben und lobten unser gutes Timing. Vor allem wenn man bedachte, dass die Fähre nur zwei mal in der Woche auslief. Gemütlich packten wir unser Börek aus und beobachteten im Auto sitzend und essend das Vorgehen am Hafen. Die Schlange setzte sich in Bewegung und bald würden wir auf dem Schiff sein, oder?
Nachdem bei der ersten Fähre, die wir nur einige Stunden davor nutzten, das Ticket einfach bei der Auffahrt gekauft werden konnte, gingen wir davon aus, dass es hier wieder so gehandhabt werden würde. Doch der Hafenmitarbeiter, der die Autos vor uns aufs Schiff einwies, verkaufte keine Tickets sondern zeigte nur in die Richtung, in der der Ticketschalter liegt. “In town” sagte er dann teilnahmslos. “In town!?”, schrie ich panisch zurück, schließlich waren es nur 12 Minuten bis zur Abfahrt der Fähre.
“Lauf Forrest, lauf”
Aha, das rote Haus in ca. 500 Metern sollte laut wortkargen Hafenmitarbeiter also das Büro der Fähresellschaft sein, wo wir unsere Tickets kaufen können. Ganz klar, den G hier zu bedienen würde zu lange dauern. Ich lief also einfach los, konnte ich doch das rote Haus vom Hafen sehen. Aber es war nur EIN rotes Haus. DAS rote Haus war natürlich viel weiter entfernt.
“Lauf Forrest, lauf” kam mir in den Sinn. Verzweifelt suchte ich nach dem richtigen Haus. Endlich gefunden, wollte die Dame am Schalter noch die EXAKTE Höhe, Länge und Breite des Gs (Autopapiere hatte ich in der Eile natürlich nicht mitgenommen) wissen. Nach einem sich viel zu lang anfühlenden Ratespiel und hitziger Diskussion, lief ich zurück ohne auf die Uhr zu sehen. Während meines Sprints war ich überzeugt, dass die Fähre jeden Moment auslaufen würde. Aus der Ferne sah ich nur Christian in Miniaturgröße neben dem G stehen, konnte aber sein Gesicht nicht lesen. War es schon zu spät?
Während meine Beine beinahe versagten, dachte ich fast wie in Trance daran, dass Montag war und die nächste Fähre erst am Freitag wieder auslaufen würde. Was könnte man auf dieser Insel wohl alles Schönes sehen? Doch dann tauchte eine zweite Person neben Christian auf - ein Hafenmitarbeiter - beide fuchtelten plötzlich wie wild mit den Händen. Letztlich schaffte ich es rechtzeitig. Völlig atemlos. Ticket hergezeigt, Auto auf die Fähre gefahren, Schiffsklappe direkt hinter uns zu. Den österreichischen Bundespräsident van der Bellen zitierend “Es war arschknapp”.
Die Belohnung für diesen Lauf war dann auch noch ein heftiges Gewitter bei der Ankunft in Zadar. Statt uns einen Schlafplatz zu suchen und im G zu übernachten, flüchteten wir in ein günstiges Apartment-Hotel.
“Verbrechen” ohne Reue
Glücklicherweise war das Erlebnis mit der Fähre der einzige Moment auf unserer Reise durch Kroatien, der meinen Puls hochgehen ließ. Alle anderen Tage in Kroatien verliefen durchwegs entspannt.
Selbst die Tatsache, dass das Übernachten im Auto oder Zelt außerhalb von offiziellen Campingplätzen nicht erlaubt ist und angeblich von der Polizei auch streng kontrolliert wird, sorgte bei uns für kein Kopfzerbrechen. Wir fanden schöne Plätze am Strand oder in Olivenhainen und schliefen trotz des Verbotes immer gut.
Auf den Spuren von Game of Thrones
In den letzten Jahren hat der Tourismus in Kroatien wohl einen zusätzlichen Aufwind erfahren durch den “Game of Thrones- Faktor”. Die beliebte (und wahrscheinlich auch beste Serie aller Zeiten) wurde unter anderem an diversen Schauplätzen in Kroatien gedreht.
Wir sind also durch Sibenik, Split und Dubrovnik spaziert und haben uns beinahe wie in “Königsmund” gefühlt - sofern wir es schafften, die TouristInnen rundherum auszublenden. Das war in Sibenik und dem Arboretum in Trsteno noch leichter möglich als in Split oder gar Dubrovnik. Vor allem letzteres ist von BesucherInnen überrannt und versprüht unserer Meinung nach keinen Charme. Ja, fast wie in einem sterilen Freilichtmuseum haben wir uns in der Altstadt von Dubrovnik gefühlt.
> Viele weitere Fotos von den Game of Thrones Schauplätzen gibt es in der Bildergalerie
Lost Place Kupari
Als Kontrastprogramm zu Dubrovnik sei übrigens ein Besuch in Kupari empfohlen. Seit den 60er Jahren war der Badeort unweit von Dubrovnik mit seinem makellosen Strand und kristallblauen Wasser Anziehungspunkt für die Elite Jugoslawiens.
Die noblen Hotels wurden in den Kriegen der 90er Jahre allerdings zerstört. Heute stehen die heruntergekommen Ruinen wie ein Mahnmal noch immer still an ihrem Platz und bieten sich als schaurig-spektakuläre Fotomotive geradezu an. Einheimische lassen sich von deren Anblick allerdings nicht abschrecken und nutzen den Strand vor den Hotelskeletten zur Erholung.
> Weitere Fotos von den Ruinen in Kupari gibt es in der Bildergalerie
Mir hatte der Ort dann doch zu viel Gänsehaut ausgelöst, und ich überzeugte Christian, uns einen anderen Übernachtungsplatz zu suchen. Den haben wir dann auch nahe der montenegrinischen Grenze, bei einem anderen "Lost Place", gefunden. Der verlassene Campingplatz war nicht mehr in Betrieb und bot daher keine Annehmlichkeiten mehr, dafür aber Ruhe und keinerlei Gruselstimmung. So konnten wir am nächsten Tag schon früh am morgen ins nächste Land auf unserer Route einreisen.